Kreditscoring - Diese Merkmale entscheiden Ihre Kreditanfrage
Als “Scoring” bzw. “Kreditscoring” bezeichnet man Verfahren, mit denen Banken und Unternehmen die Kreditwürdigkeit von Personen erfassen. Anhand solcher Scores wird etwa das Ausfallrisiko für Konsumentenkredite berechnet: Ist der Score-Wert eines Kunden nicht ausreichend, kann der Kreditantrag abgelehnt werden. Eine neue Studie des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) gibt Einblicke in das Scoring der Banken.
Welche Daten werden für das Kreditscoring verwendet? Wie erfolgt die Gewichtung dieser Daten? Wie wird am Ende das Kreditrisiko eines Kunden berechnet und über die Annahme bzw. Ablehnung des Kreditantrags entschieden? Eine exakte Antwort auf diese Fragen ist schwierig. Zum einen variiert das Scoringverfahren von Kreditinstitut zu Kreditinstitut. Weiterhin geben die Banken keine Auskunft über die exakte Berechnung, da dies nach Auskunft der Kreditinstitute tiefe Einblicke in die eigene Kundenstruktur und Geschäftstätigkeit ermöglichen würde.
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Welche Daten werden für das
Kreditscoring verwendet?
Bild: Thorben Wengert / pixelio.de
Dennoch ist das Kreditscoring heute in weiten Teilen auch kein Geheimnis mehr und die Daten, auf die die Banken bei ihrer Kreditentscheidung zugreifen, sind weitgehend bekannt. In der aktuellen Studie “Scoring nach der Datenschutz-Novelle 2009 und neue Entwicklungen” hat das Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) unter anderem Banken über ihre Praxis des Kreditscorings befragt. Darunter namenhafte Kreditinstitute wie die Commerzbank, Deutscher Sparkassen- und Giroverband, Deutsche Bank und ING DiBa.
Kreditscoring - Auf diese Merkmale und Gewichtungen kommt es an
Folgende Daten werden laut Studie von allen Banken zur Prüfung der Kreditwürdigkeit verwendet:
- Soziodemografischen Angaben (u.a. Alter, Geschlecht, Beruf)
- Einkommen und Ausgaben im Haushalt
- Daten der Schufa
Folgenden Daten werden laut Studie von einigen Banken genutzt:
- Beginn und Dauer der Kundenbeziehung
- Beginn und Dauer der Beschäftigung beim aktuellen Arbeitgeber
- Anzahl der zurückgezahlten Kredite
- Zeitlicher Abstand zwischen Kreditabfrage und zuletzt aufgenommenem Kredit
- Beginn und “Dauer” der aktuellen Wohnadresse
NICHT verwendet würden von der Mehrzahl der befragten Banken hingegen Daten zur Wohngegend (Geo-Scoring). Wichtig für eine positive Kreditentscheidung sei es nach Angaben der Studie, dass angefragte Kredite aus dem laufenden Einkommen vom Kreditnehmer bedient werden können. Vermögenswerte spielen dagegen eine untergeordnete Rolle.
Folgende Kriterien und Gewichtungen werden bei der Kreditentscheidung von den Banken angewandt:
- Personen unter 24 Jahren und über 70 Jahren wird ein höheres Risiko zugeordnet
- Frauen wird ein niedrigeres Risiko zugeordnet
- Beamte weisen ein niedrigeres Risiko, Selbständige und Freiberufler hingegen ein höheres Risiko auf
- Je länger die aktuelle Beschäftigungsdauer, desto besser. Probezeiten werden als risikohaft eingestuft
- Je höher das Einkommen, desto besser. Sehr hohe Einkommen können jedoch wiederum problematisch sein
- Je höher der Schufa-Score desto besser
- Je niedriger der Anteil der Kreditrate am verfügbaren Einkommen, desto besser
Folgende “K.O.-Kriterien” werden von den Banken angegeben. Diese führen meist zu einer Ablehnung des Kreditantrags:
- negative Schufa-Auskunft
- Arbeitslosigkeit
- längere Zahlungsschwierigkeiten, Insolvenz, Haftbefehl, Eidesstattliche Versicherung
- Arbeitszeitverträge
- befristete Aufenthaltsgenehmigung
Alle Angaben ohne Gewähr und nach Auskunft der oben zitierten Studie des BMJV.
Fazit
Sensationelle Neuerungen in Bezug auf das Kreditscoring sind aus der veröffentlichten Studie nicht zu entnehmen. Dennoch lässt diese interessante Rückschlüsse auf die Mechanismen der Kreditprüfung der Banken zu. Insbesondere eine positive Einkommenssituation und eine unbefristete Beschäftigung beim aktuellen Arbeitgeber sollten hervorgehoben werden.
© Autor: PE