Strafzinsen - Warum Privatkunden sich (vorerst) keine Sorgen machen sollten
Der Reaktion in den Medien war enorm: “Neuer Zinshammer” (Focus), “Sparer müssen erstmals Strafzinsen zahlen” (Welt), “Strafzinsen […] bald Normalität” (manager magazin online) war da zu lesen. Nachdem bekannt wurde, dass die Deutsche Skatbank ab dem 1. November negative Zinsen für große Sparguthaben einführen wollte, kannte und kennt die mediale Empörung kaum noch Grenzen.
Richtig ist jedoch, dass es sich bei diesen Reaktionen überwiegend um heiße Luft handelt und sich deutsche Sparer derzeit kaum Sorgen um Negativzinsen zu machen brauchen.
Strafzinsen aktuell in Deutschland
Auslöser der Medienhysterie um die Strafzinsen war die Ankündigung der Skatbank, ab November 2014 für Guthaben von mehr als 500.000 Euro einen negativen Zinssatz von 0,25% zu erheben (Dabei wird der Negativzins nach Auskunft der Skatbank derzeit erst ab einem Gesamtvolumen von 3 Millionen Euro fällig).
Strafzinsen in Deutschland?
Bild: Gerd Altmann / Shapes:
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Nach diesem ersten “Tabubruch” war es die Commerzbank, die Negativzinsen für große Firmenkunden und institutionelle Anleger einführte. Die genauen Konditionen wurden nicht genannt und würden mit den betroffenen Kunden individuell ausgehandelt. Weitere Beispiele in Deutschland sind uns aktuell nicht bekannt.
Maßnahmen der Banken richten sich nicht gegen Privatkunden
Trotz des gewaltigen medialen Aufruhrs dürfte bislang kaum ein Privatkunde unter den Maßnahmen der Banken leiden. Denn wie aus den obigen Beispielen deutlich wird, zielen die negativen Zinsen in erster Linie auf die großen Guthaben. Diese können für die Banken tatsächlich zum teuren Problem werden: Ist keine anderweitige Verwendung möglich,
muss die Bank für die kurzfristige Aufbewahrung bei der Europäischen Zentralbank (EZB) Gebühren von aktuell 0,2% Zinsen zahlen.
Die üblichen Geldbeträge von 10.000 Euro, 20.000 Euro oder auch 50.000 Euro, die von Privatkunden auf Tagesgeld- oder Festgeldkonten geparkt werden, dürften jedoch auch in Zukunft Zinsen abwerfen. Doch warum ist das so?
Argumente gegen Strafzinsen
Einerseits wird es kaum eine Bank, die das Geschäft mit privaten Sparern ernst nimmt, riskieren, ihre Kunden zu verprellen. Die Einführung von Strafzinsen wird in der Öffentlichkeit vehement abgelehnt. Der Imageverlust einer solchen Maßnahme käme das Unternehmen am Ende vermutlich teurer, als die Gebühren für überschüssiges Geld. Schließlich verdient die Bank ihr Geld mit dem “gesamten” Kunden und nicht lediglich mit einem einzelnen Finanzprodukt.
Geringe Zinsen auf Spareinlagen.
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Weiterhin haben die privaten Einlagen (die in Deutschland überwiegend aus den privaten Haushalten stammen) für die Banken einen anderen Charakter als die großen Vermögen der institutionellen Anleger und Großkunden. Gerade in Krisenzeiten erweisen sich die privaten Spareinlagen für die Banken als verlässliche Finanzierungsquelle.
Auch wenn die Einlagen der Sparer für die Bank teuer sind als die Einlagen großer Kunden, sind diese in der Summe häufig langfristiger verfügbar und damit kalkulierbarer.
Nicht zuletzt sind gerade kleine Banken und Mittelstandsfinanzierer auf die privaten Einlagen angewiesen. Die Kundengelder sind hier keine Last, sondern notwenige Refinanzierungsmittel, da es für diese Banken vergleichsweise aufwändig ist, an den Kapitalmärkten an frisches Geld zu gelangen. Und diese Banken werden den Kunden daher auch in Zukunft entsprechende Zinsangebote unterbreiten, solange sie rentabel arbeiten.
Fazit
Niemand behauptet, dass das gegenwärtig niedrige Zinsniveau Grund zur Freude bietet. Auch ist es sicherlich nicht ausgeschlossen, dass Strafzinsen für Privatkunden bei einigen Banken tatsächlich einmal zur Realität werden. Möglich ist es auch, dass die Zinsen im positiven Bereich verbleiben, die Bank ihre Kosten aber durch höhere Gebühren gegenüber den Kunden ausglöeichen möchte.
ZahlreicheBanken werden aber auch in Zukunft das Geschäft mit Privatkunden zu schätzen wissen und weiterhin Zinsen für deutsche Sparguthaben zahlen. Sei es aus Imagegründen, sei es, weil gerade das Geschäftsmodell kleinerer Banken auf die Finanzierung durch private Einlagen angewiesen ist. Wir Kunden haben dann die Wahl. Und können im Zweifelsfall die Bank wechseln.
© Autor: PE